Reportage zur Flüchtlingsproblematik

1. Anliegen des Projektes

Jugendliche setzen sich inhaltlich mit der Berichterstattung der Medien zur Flüchtlingsproblematik auseinander. Sie analysieren die Methodik der Berichterstattung und machen Defizite sichtbar. Daraus resultierend erarbeiten sie ein eigenes Konzept. In diesem werden vor allem Hintergrundinformationen eingearbeitet, welche es insbesondere politisch einseitig oder schlecht informierten Jugendlichen ermöglicht, sich objektiv mit der sehr komplizierten politischen Situation auseinanderzusetzen. Das ästhetische Konzept berücksichtigt neue Formen der Bildgestaltung und Filmmontage, welche vorrangig jugendliche Rezipienten ansprechen soll.

Das Filmprojekt wird eine Teamarbeit von medieninteressierten Jugendlichen, Flüchtlingen und Jugendlichen mit Migrationshintergrund aus dem gesamten Saalekreis sein. Die Flüchtlinge sind also nicht nur Protagonisten sondern werden selbst zu aktiven Medienmachern.

2. Zielgruppen

Zielgruppe sind Jugendliche der Altersgruppe 13-27 Jahre, mit Interesse für Medienproduktion vor und hinter der Kamera sowie journalistischer Arbeit. Der ausgewählten Zielgruppe wird die Möglichkeit geboten, sich praktische und theoretische Medienkompetenz anzueignen, um vorhandene Fähigkeiten beim Umgang mit Medien zu qualifizieren. Durch persönliche Ansprache der Nutzer des Offenen Kanals und über Presseveröffentlichungen werden Projektteilnehmer für das Vorhaben akquiriert. Darüber hinaus werden Schulen und Jugendeinrichtungen über die Möglichkeit der Mitwirkung am Projekt informiert. Es werden voraussichtlich 30 Jugendliche aus dem gesamten Saalekreis am Projekt teilnehmen.

3. Zielstellungen

Durch die Auseinandersetzung mit der aktuellen Flüchtlingsproblematik erfassen die Projektteilnehmer “angemessen analytisch problematische gesellschaftliche Prozesse”. Die Jugendlichen sollen dadurch reflexiv befähigt werden, “das analytische Wissen auf sich selbst und ihr Handeln anzuwenden”. Die ethische Zielstellung dabei ist, “analytisches Denken und reflexives Bezugnehmen als sozial verantwortet abzustimmen und zu definieren.” (Baacke/Medienkritik)

Durch die Vermittlung von Fähigkeiten und Fertigkeiten bei der Handhabung neuer digitaler Film- und Schnitttechnik werden die Jugendlichen Filmemacher in die Lage versetzt, “neue Mediensysteme zu bedienen”. Sie erlangen dadurch “Wissen über die heutigen Mediensysteme”. (Baacke/ Medienkunde)

Das Projekt befähigt die jungen Medienmacher “Medien rezeptiv anzuwenden und darüber hinaus interaktive Angebote zu nutzen.” (Baacke/ Mediennutzung)

Durch die Einbindung neuer ästhetischer Aspekte bei der Bildgestaltung und Filmmontage werden “innovative Veränderungen und Entwicklungen des Mediensystems und die kreativen Varianten, die über die Grenzen der alltäglichen Kommunikationsroutinen hinausgehen” berücksichtigt. (Baacke/ Mediengestaltung)

Durch die Einbeziehung der Protagonisten (Flüchtlinge) in die Produktion des Filmes, wird ein Blick auf die Problematik von innen ermöglicht.

4. Projektablauf

4.1.Gewinnung von Projektteilnehmern, Festlegung der Drehorte

4.2.Verteilung der Funktionen:
Produktion, Recherche, journalistische Arbeiten (Thematisierung und Problematisierung, Entwicklung von Interviewfragen), Kamera, Kameraassitenz, Redakteur, Cutter, Postproduction, Regie, Licht- und Tontechnik

4.3. Theoretische Vorarbeit

-Brainstorming Konzept
-Entwicklung Drehbuch

4.4.Schulung der Medienmacher in Seminaren:

-Recherche
-Regie, Produktion Sendung
-Interviewführung
-Kameraführung, Kameraeinstellungen, Bildgestaltung, Bildbearbeitung
-Lichtsetzen, Tonmischung
-Filmmontage, Schnitt und Nachbearbeitung

4.5.Dreharbeiten

Vorbereitung der Dreharbeiten (Kommunikation mit Interviewpartner, Einholung Bildrechte, Organisation des Drehs)

4.6.Auswertung der Dreharbeiten (Feedback, handwerkliche Analysen, Fehlerdiskussion, Festlegungen für die nächsten Drehs)

4.7 Schnitt und Nachbearbeitung des Filmes

4.8 Programmierung , Layout DVD, Ausgabe auf DVD

4.9 öffentliche Aufführung und Publikation der DVD und Ausstrahlung durch die Offenen Kanäle des Landes Sachsen-Anhalt

5. Methodische Aspekte

In der konzeptionellen Phase werden sich mit folgenden in den Medien und auf der “Straße” anzutreffenden Vorurteilen und Klischees auseinandergesetzt:

-Die Flüchtlinge sind alle Wirtschaftsflüchtlinge und wollen nur unser Geld und unseren Wohlstand, wollen aber nicht dafür arbeiten, sondern
Leistungen aus dem Sozialsystem beziehen.
-Die Flüchtlinge nehmen den Deutschen die Arbeitsplätze weg.
-Sie vergreifen sich an “unseren Frauen und Mädchen”.
-Durch unsere Willkommenskultur befördern wir den Flüchtlingsstrom.
-Die Politiker hören nicht auf die Meinung des Volkes und machen sowieso das, was sie für richtig erachten.
-Die Medien berichten einseitig und falsch (Lügenpresse).

In Vorbereitung der Produktion der Sendungen werden Seminare angeboten, die den Projekteilnehmern die notwendigen fachlichen Kenntnisse vermitteln (journalistische Arbeit, Recherche, Kamera-, Ton-, Licht, Schnitttechnik, Regie, Interviewführung, Kameraführung, Kameraeinstellungen, Bildgestaltung, Bildbearbeitung, Lichtsetzen, Tonmischung, Filmmontage, Schnitt und Nachbearbeitung).

In der theoretischen Phase entwickeln die Jugendlichen auf Grundlage des von ihnen erdachten Konzeptes ein Drehbuch. Grundlage dafür sind umfangreiche Recherchen zu den Themen. Die Arbeit mit dem Medium Film wird im Ergebnis dieser Verfahrensweise  nicht nur als die Nutzung moderner Medientechnik mit den dazu notwendigen handwerklichen und künstlerischen Kenntnissen verstanden, sondern als anspruchsvoller geistiger Prozess medialer Tätigkeit.

Im Verlauf des Projektes erwerben die Jugendlichen praktische Medienkompetenz, indem ihnen der Umgang mit moderner Medientechnik entsprechend des Prinzips „learning by doing“ vermittelt wird.

Die Projektteilnehmer erfahren durch ihr eigenes Tun, dass Medien keine Fertigprodukte sind, sondern prozesshaft von Menschen erzeugt werden.

Trotz der Notwendigkeit der fachlichen Anleitung steht das selbständige Tun der jungen Medienmacher im Mittelpunkt.

6. Projektergebnis

Dokumentarfilm, ca. 30 min, öffentliche Aufführung, Produktion auf DVD, Bereitstellung der DVD für die LISA, Publikation in der Mediathek des OK Wettin, Ausstrahlung durch alle Offenen Kanäle in Sachsen-Anhalt

7. Organisatorische Rahmenbedingungen

Das Projekt nutzt die Räumlichkeiten des Jugend- und Medienzentrums “Das Nest” sowie das vom “Das Nest e.V.” betriebene Studio im Bug-Gymnasium Wettin.

Organisatorische Unterstützung erhält das Projekt durch die Schulleiter und Lehrer an den beteiligten Schulen und durch Sozialarbeiter in den Jugendeinrichtungen.

Der produzierte Film wird durch den Landesverband Offenen Kanäle Sachsen-Anhalt im Rahmen des digitalen Sendebandaustausches landesweit ausgestrahlt und ist im Internet über die Mediathek des Offenen Kanals Wettin abrufbar.

Grundlage für das Projekt ist eine enge Zusammenarbeit mit Behörden des Landkreises Saalekreis, die verantwortlich für die erfolgreiche Integration der Flüchtlinge sind.

8. Qualifikation der Projektdurchführenden

Projektleiter ist ein selbständiger Medienproduzent mit langjährigen Erfahrungen bei der Leitung und Betreuung medienpädagogischer Projekte. Unterstützt wird das Projekt durch einen Medienpädagogen und weitere Honorarkräfte und Übungsleiter, die ebenfalls über Erfahrungen in der medienpädagogischen Projektarbeit verfügen und oder eine Ausbildung in einem Medienberuf absolviert haben.

9. Öffentlichkeitsarbeit

9.1. Verteilung von Infoflyern zur Gewinnung von Interessenten.

9.2. Öffentliche Aufführung  im Jugend- und Medienzentrum “Das Nest”

Die produzierten Sendungen werden durch den Landesverband Offene Kanäle Sachsen-Anhalt im Rahmen des digitalen Sendebandaustausches landesweit ausgestrahlt.

9.4. Produktion einer DVD

9.5. Bericht in der MZ und im Wettiner Amtsblatt, MDR

9.6. Einreichung des Filmes zu Wettbewerben

9.7. Möglichkeit des Streaming des Filmes über die Mediathek des Offenen Kanals Wettin

10. Nachhaltigkeit

Das Projekt soll Jugendliche motivieren, sich zukünftig kritisch und medial mit aktuellen politischen Themen der Gegenwart auseinanderzusetzen.
Der Film wird den anderen Offenen Kanälen des Landes Sachsen-Anhalt als Beispielprojekt zur Verfügung gestellt.
Im Ergebnis des Projektes sollen fünf bis zehn Jugendliche als ständige Nutzer des OK Wettin gewonnen werden.
Der Film wird zu diversen Filmwettbewerben eingereicht.

Gefördert durch die Medienanstalt Sachsen-Anhalt